Überführung

Ausgestattet mit etlichen Benzinkanistern, Futteralien, warmen Klamotten, Schlafsäcken und Ölzeug bezogen wir gut eine Woche vor Ostern 2019 das Hausboot. Wir bekamen eine kurze Einweisung in alle wichtigen Anlagen und Funktionsweisen der Technik an Bord.

Auch drehten wir eine Proberunde auf dem See, um uns mit dem Steuern, Aufstoppen und Anlegen vertraut zu machen. Und plötzlich waren wir allein mit einem zehn Meter langen und vier Meter breiten Holzhaus auf dem Wasser. Im Rückspiegel sahen wir die Crew der Werft in Nahmitz kleiner werden und winken. So, und jetzt?

Wir haben zwar beide einen Sportbootführerschein, das heißt aber noch lange nicht, dass wir sicher mit einem Hausboot umgehen können. Zumal der sehr schmale Emster Kanal den Netzener See mit dem nächsten See auf unserer Strecke, dem Rietzer See, verbindet. Dieser Kanal ist maximal doppelt so breit wie unser Boot und an einigen Stellen mit Reusen verstellt. Hilfe!

 Im Schritttempo tasteten wir uns vorwärts. „Wie schnell reagiert die Lenkung? Kommen wir wirklich unter alle Brücken unbeschadet hindurch? Was tun bei Gegenverkehr? Wie war das mit dem Schleusen? Wo können wir über Nacht festmachen oder ankern? “ Diese Fragen beschäftigten uns die kommenden Tage.

Wir machten Halt in Brandenburg, Rathenow, Havelberg, Hitzacker, Lauenburg, Lübeck und Travemünde.

Mit der Zeit trauten wir uns, die Reisegeschwindigkeit zu erhöhen und etwas gelassener mit dem Floß umzugehen. Wir trafen liebe Freunde, die wir ein Stück mitnahmen, erkundeten wunderschöne Flussabschnitte  auf Havel und Elbe, passierten 13 Schleusen und wagten uns schlussendlich von Travemünde über die Ostsee nach Rostock.

So liefen wir am sonnigen und völlig windstillen Ostersonntag in Warnemünde ein und feierten erleichtert und nicht ohne etwas Stolz die gelungene Überführung unseres Floßes.

Im Rückspiegel sahen wir die Crew der Werft in Nahmitz kleiner werden und winken.

So, und jetzt?